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Neues von #DerErde – Klima und Krise

Aussagen wie „Rettet die Erde“, „Save the planet“ und dergleichen sind hoffnungslos romantisierend. Mitleid mit mir, deinem Planeten, haben? Das lenkt nur von den harten Fakten ab. Schau der Wahrheit endlich ins Auge. Klimaschutz rettet nicht die Erde. Klimaschutz rettet Dich.

Hallo. Mein Name ist Erde.

Oder zumindest haben einige meiner kurzzeitigen Bewohner mir diesen Namen gegeben. Was oder wer das war, bin ich mir nicht mehr sicher. Nicht, dass ich mich an keinen meiner Besucher und Bewohner erinnern könnte. Da waren beispielsweise Riesenechsen, die mich immer gekitzelt haben. Das war eine unterhaltsame Zeit. Kurz, aber schön. Ein Asteroid, der zu Besuch gekommen ist, hat dieser Spezies letztlich den Garaus gemacht. Das war natürlich vorhersehbar. Seitdem ist die Zeit auf meiner Oberfläche aber weniger spannend gewesen.

Zeit ist für mich und für meine Artgenossen ohnehin eine sehr eigenartige Sache. Ich selbst finde, dass ich in den besten Jahren bin. Andere wiederum sagen, ich sei ziemlich alt. Wieder andere behaupten, ich sei noch fast ein Planetenkind. Die haben sogar Mitleid mit mir, weil sie mir weis machen wollen, ich würde sterben, bevor ich wirklich erwachsen werde. Aber im Ernst: was ist schon Erwachsen sein? Für die Alten ist man erwachsen, wenn man ein Alter erreicht hat, das sie selbst schon überschritten haben. Deshalb denken auch die meisten jüngeren, sie seien erwachsen, sobald sie jemanden kennen gelernt haben, der oder die etwas jünger ist als man selbst.

Mir passiert dieser Trugschluss nicht. Meine Geschwister und ich sind alle in etwa gleich alt. Manche glauben, ich hätte zehn davon, andere sagen acht, wieder andere behaupten, es seien hunderte, wenn nicht sogar tausende. Das stimmt wahrscheinlich auch, wenn man die ganzen kleineren Brocken mitzählt, die zwischen der Sonne und dem kleinen Pluto umherfliegen. Wir sind alle vor etwa 4 Milliarden Jahren aus einer großen Wolke aus Staub und Gas entstanden, die sich um die frisch geborene Sonne gebildet hat. Die hat auch dafür gesorgt, dass wir hier bleiben. Denn das erste, was man lernt, wenn man als Planet im Weltall schlüpft, ist, dass man komplett abhängig von seiner Umgebung ist. Meine Lebensdauer ist nämlich an die Sonne geknüpft. Wenn die stirbt, dann gibt es wahrscheinlich eine große Explosion – oder zumindest wird es richtig schlimm heiß. Ich denke, danach darf ich mich als toter Planet bezeichnen. Auch von meinen Geschwisterplaneten bin ich abhängig. Ich bin nämlich nur an meiner jetzigen Position im Sonnensystem, weil wir uns gemeinsam in einer Art Balance befinden. Angenommen Saturn entscheidet sich, von zu Hause weg zu laufen, dann haben wir alle ein Problem – wir würden nämlich unsere Positionen verändern. Uranus und Neptun können ein Lied davon singen. Ob das jetzt wirklich so ein großes Problem ist, weiß ich nicht. Vermutlich wäre ich etwas näher an der Sonne – und das hieße ja nur, dass es an meiner Oberfläche etwas wärmer wird. Das ist aber nicht weiter schlimm. Nach meiner Geburt, also vor ca. 4 Milliarden Jahren, war es richtig heiß auf meiner Oberfläche. Überall platzte flüssiges Gestein hervor und es hat schrecklich gestunken. Nahezu ein Drittel meiner Lebenszeit habe ich in diesem Zustand verbracht. Wenn es also wärmer wird, dann stört mich das nicht – was das angeht, bin ich ziemlich abgehärtet.

Aber ich gebe zu, kühler ist komfortabler. Seit ich abgekühlt bin, bin ich außerdem mit großem Abstand der hübscheste Planet des Systems. Vor allem, weil die Atmosphäre von Mars nach und nach verpufft– der arme Kerl sieht mittlerweile nur noch alt aus. Ich dagegen glänze und strahle wie ein Juwel. Venus guckt schon immer ganz neidisch.

Klimawandel? Kein Problem für mich.

Worauf ich hinaus will: ich habe schon Einiges mitgemacht. Ich war tausende Grad heiß, danach bin ich richtig kalt geworden, dann wieder wärmer, daraufhin eiskalt, nur, damit es bald darauf wieder wärmer werden konnte. Ein paar Grad mehr, ein paar Grad weniger – wen juckt es? Mich nicht. Mich kriegt so schnell nichts unter. Im Übrigen auch nicht der sogenannte Klimawandel. Ich habe mir von Uranus sagen lassen, dass der bei der Menschheit auf meiner Oberfläche derzeit für eine Menge Aufruhr sorgt. Für mich ist das natürlich kein Problem. Es gibt lediglich ein paar Dinge, die mich stutzig machen. Beispielsweise kam mir letztens in diesem Zusammenhang der Ausspruch „Rettet den Planeten“ zu Ohren.

Rettet den Planeten? Nichts lieber als das, natürlich. Aber, liebe Oberflächenbewohner, wie wollt ihr das machen? Der Moment, in dem ich sterben werde, liegt noch einige Milliarden Jahre in der Zukunft. Wir alle haben das schon in anderen Systemen beobachtet: Unsere Sonne wird sich aufblähen, wie ein Luftballon, dann gibt es einen Knall und sie ist nur noch winzig klein. Nebenbei wird sie richtig heiß, noch heißer, als sie je war und allein die Explosion, die sie verursacht, wird mich vermutlich zerreißen.

Düstere Aussichten, ich weiß. Aber, liebe Menschheit, Du kannst nichts dagegen machen. Mein Leben ist an das der Sonne gebunden. Dein Leben ist an mich gebunden. Da liegen Gesetze zu Grunde, gegen die wir machtlos sind. Wenn ich sterbe, dann wirst Du das ohnehin nicht mehr erleben. Wieso fängst Du also jetzt schon damit an? Hast Du so Angst davor, dass Deine geliebte Erde irgendwann stirbt? Ich gebe zu, die Eltern zu verlieren muss sehr schlimm sein. Klar, dass man davor Angst hat. Aber doch nicht wegen ein paar weniger Grad Celsius, oder?

Liebe Menschlinge, lasst euch von eurer Mutter Erde mal erklären, wie sich die Sache für mich verhält: Euer Klimawandel, eure 2-4 Grad mehr, die sind mir völlig egal. So egal, dass ich es nicht einmal bemerke. Bei 1000 Grad, da mache ich mir vielleicht ein paar Sorgen. Vorher nicht. Ich gehe sogar noch weiter: Ihr seid mir völlig egal. Eure kleinen Zelte aus Stahl und Stein, die ihr auf mir errichtet, sind mir gleichgültig. Mehr CO2 in der Atmosphäre? Mir soll es recht sein. Kein Sauerstoff zum atmen? Wunderbar, brauche ich nicht. Kein Erdöl mehr im Boden? Okay. Steinkohle weg? Aha. Atommüll im Boden? Wenn ihr meint.

Mein Leben wird sich dadurch nicht verändern. Ich werde um meine geliebte Sonne zirkeln, ab und zu ein Tête-à-tête mit Mars oder Venus haben, den ein oder anderen Asteroiden treffen und das Leben als kleiner Planet in der habitablen Zone meines Sterns genießen. Menschen und ihre Machenschaften interessieren mich nicht.

Rettung? Brauche ich nicht.

Wenn ihr also davon schwadroniert, dass ihr den Planeten rettet, vor euch und der Macht des Menschen als geologische Kraft, dann lasst euch diese Illusion von mir nehmen: Ihr rettet mich nicht. Ihr könnt mich nicht retten. Ich brauche keine Rettung. Warum macht ihr euch also den ganzen Aufwand mit dem Klimaschutz? Warum den Aufwand mit den Demonstrationen?

Ich glaube, dass Du, liebe Menschheit, etwas begriffen hast. Genau, wie ich schon ein paar hundert Millionen Jahre weiß, dass ich von der Sonne abhängig bin, habt ihr Menschen endlich verstanden, dass ihr abhängig von mir seid. Von meinen Launen, von meinen Gesetzen, von meinem Leben. Alles, was mich etwas angeht, geht euch noch vielmehr an. 2-4 Grad wärmer sind mir gleichgültig. Dennoch passieren diese 2-4 Grad mit mir. Also passieren sie mit euch. Das ist schlecht für euch? Ihr wollt dagegen etwas tun?

Dann ergreift die Maßnahmen, die euch am Leben halten.

Wenn Du, liebe Menschheit, Dich an meine Regeln hältst, dann hast Du gute Chancen, dass es mit uns beiden noch ein bisschen weiter geht.

Aber bitte mach Dir eines klar:

Aussagen wie „Rettet die Erde“, „Save the planet“ und dergleichen sind hoffnungslos romantisierend. Mitleid mit mir, deinem Planeten, haben? Das lenkt nur von den harten Fakten ab.

Ich atme nicht wie Du. Ich denke nicht wie Du. Ich rede nicht wie Du und ich leide nicht wie Du. Ich bin eine Fiktion, die Du Dir ausgedacht hast, um mithilfe von Mitleid und Empathie klimagerechte Handlungen in eine moralische Kategorie einzuordnen. Sie werden damit ein Gebot des Gewissens, das Dir das Handeln und Leben erleichtern soll.

Dafür brauchst Du nicht die Fiktion einer leidenden und sterbenden Erde. Hör endlich auf damit, Dir solche Lügen zu erzählen. Schau der Wahrheit endlich ins Auge.

Klimaschutz rettet nicht die Erde. Klimaschutz rettet Dich.

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Nachruf auf Fritz Mayr (03.04.1926 – 18.01.2023)

Im Rahmen der Beerdigung meines Großvaters Fritz Mayr (geb. 1926) hielt ich diesen Nachruf im Andenken an meinen Opa. Als Unternehmer erreichte er große Bekanntheit über das Allgäu hinaus. Während seiner Zeit als Geschäftsführer (1965 – 2023) stieg sein Unternehmen Mayr Antriebstechnik zum Weltmarktführer im Bereich Sicherheitskupplungen und Sicherheitsbremsen in zahlreichen Branchen auf. Als Visionär, technischer Pionier, Wohltäter und Mensch wird er allen, die ihn kannten, immer in Erinnerung bleiben. Als lebensfroher, unverzagter und glücklicher Opa, der viel Liebe für seine Familie in sich trug, werde ich ihn vermissen.

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